Rommersdorf Festspiele 2024

Kultur in Rommersdorf - Festspiele 2024

Mondlicht und Magnolien

Auch wenn der Mond an dem Juniabend nicht zu sehen und die Magnolien im Eingangsbereich des Englischen Gartens bereits verblüht waren, konnten die rund 400 Besucherinnen und Besucher der diesjährigen Eröffnungsveranstaltung das besondere Flair der Abtei Rommersdorf genießen. Dazu trug vor allem das hervorragende Ensemble der Freien Bühne Neuwied bei. Neben dem Heimbach-Weiser Boris Weber und seiner Ehefrau Tammy Sperlich zogen André Wittlich und Nicolas Knauf die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihren Bann. Die kurzweilige Inszenierung des Stückes, nach der Vorlage von Ron Hutchinson, lenkte dabei trotz der vielen amüsanten Szenen den Blick auch immer wieder auf nachdenkliche Momente. Ging es doch beim Inhalt des Stückes um nicht weniger, als die Entstehung des Drehbuches zu einem der berühmtesten Melodramen der Filmgeschichte. "Vom Winde verweht", der Roman von Margaret Mitchell, soll 1939 auf eine für die Leinwand geeignete "Kurzfassung" gebracht werden. Der Weg dorthin lässt Produzent, Regisseur und den Autor verzweifeln. Aber wie wir alle inzwischen wissen: das Drehbuch wird fertig und der Film wird letztlich ein großer Welterfolg. Ein auf hohem Niveau agierendes Ensemble um Boris Weber bot Theater vom Feinsten!

Ein gelungener Auftakt der Festspiele 2024, die von der Stadt Neuwied durchgeführt werden und noch bis zum 7. Juli mit einem abwechslungsreichen Programm aufwarten! Hier geht es zu den weiteren Veranstaltungen!

Hier einige Eindrücke der Aufführung

Christoph Sieber - "Weitermachen!"

Ch. Sieber vor seinem Auftritt, hier im Kreuzgang der Abtei

Wieder hat es das Kulturbüro der Stadt Neuwied geschafft, mit Christoph Sieber einen ganz großen der deutschen Kabarettszene nach Rommersdorf zu holen.    


Als Moderator der Mitternachtsspitzen im WDR und als Kabarettist, ist er einem breiten Publikum in Deutschland bekannt. Neben vielen anderen Preisen und Auszeichnungen wurde ihm 2015 der "Deutsche Kleinkunstpreis" in der Sparte Kabarett verliehen.





Nicht nur politische Themen waren sein Inhalt vor fast ausverkauften Saal, sondern auch immer wieder ganz alltägliche Fragestellungen kamen pointiert und mit viel Humor zur Sprache. 

Vielleicht auch deshalb, weil er selbst zu seinem neuen Programm klarstellt: "Die Hoffnung stirbt zu letzt. Am Ende siegt der Humor!" 

Das Publikum im Chor der Abtei war von Beginn an auf seiner Seite und erlebte einen humoristischen aber auch nachdenklichen Abend. 



Freie Bühne Neuwied - Der Regenbogenfisch

Boris Weber mit dem eitlen REGENBOGENFISCH


Er ist inzwischen ein alter Bekannter in der Abtei Rommersdorf - der REGENBOGENFISCH! Mit seinen Gefährten tief unten im Meer erkennt er erst spät, dass die Freundschaft zu ihnen wichtiger ist, als seine glänzenden Schuppen, auf die er sehr stolz ist und die er nur ungern hergibt. 

Tammy Sperlich als Tintenfisch Oktopus


Auch wenn die Vorführung witterungsbedingt in die Kirche der Abtei verlegt werden musste, verstehen es Boris Weber und Tammy Sperlich die spannende und rührende Geschichte über "Reichtum" und "Freundschaft" auch für die Kleinsten verständlich zu erzählen.   

Vor allem Tammy Sperlich rührt mit ihrem Gesang als Tintenfisch Octopus (Bild rechts).




MAYBEBOP - Muss man mögen



Seit vielen Jahren sind sie Stammgäste bei den Festspielen in der Abtei Rommersdorf. Die vier Jungs, die wirken, als hätten Sie gerade ihr Abi gemacht und dennoch über das Leben so gut Bescheid wissen, das sie es in ihren Liedern verarbeiten können. 


MAYBEBOP steht für hochkarätige A-Cappella-Musik. Sprachgewandt, hochmusikalisch, sozial- und gesellschaftskritisch, humorvoll und experimentierfreudig! Das zeichnet ihre Musik aus. Gleich an zwei folgenden Abenden unterhalten sie ihr Publikum in der alten Abtei. 


Die Abtei selbst entwickelt - Dank der außergewöhnlichen Lichtshow - eine ganz besondere, einmalige Atmosphäre. Eine außergewöhnliche Bühne für ein außergewöhnliches Musikerlebnis! "Muss man mögen", so der Titel der Show von MAYBEBOP - spätestens nach dem Konzert mag man sie!

  

Beeindruckende Musik- und Lichtshow im Chorschiff der Abtei Rommersdorf

Axel Prahl vor dem Konzert, hier am Brunnen im Kräutergarten der Abtei

Axel Prahl -

und sein Inselorchester

Und wieder ein TATORT-Ermittler, der in Rommersdorf ein Stelldichein gibt, ist man versucht festzustellen! Aber Axel Prahl, mit seinem unverkennbar norddeutschen Unterton in der Stimme, ist auch Musiker - und das mit Leidenschaft und Können. 

Die Stücke, die er mit seinem kleinen Orchester im ausverkauften Englischen Garten der Abtei Rommersdorf zum Besten gibt, reichen von Chantys über Reggae bis zur etwas härteren Rockballade. Sein Orchester ist dabei durchaus ungewöhnlich besetzt. 

Alle Plätze im Englischen Garten waren besetzt



Keyboards, E- und Akustikgitarre, Saxophon, Akkordeon aber auch Cello und Violine gehören zu den Instrumenten, die die Songs von Prahl untermalen und der Musik damit einen eigenen, besonderen Reiz verleihen. Die annähernd vierhundert Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten im Schatten der Abtei einen stimmungsvollen Abend. 

"Der ist so ganz anders als im Fernsehen, wenn er als Kommissar Thiel im Münster-TATORT ermittelt" sagt eine Besucherin. Er ist halt ein vielseitiger Künstler, Axel Prahl!  


Hier noch einige Eindrücke des Konzertes

Drei Freunde - Drei Tenöre

v. l. n. r. Sigrid Althoff, Stefan Lex, Michael Kurz und Thomas Heyer


Michael Kurz aus Heimbach-Weis

Sie sind inzwischen schon Stammgäste bei den Künstlern innerhalb der Festspiele in der Abtei Rommersdorf. Michael Kurz, Thomas Heyer und Stefan Lex, die Freunde sind, aber auch Tenöre, die auf den großen Opernbühnen in Europa zu Hause sind. Daher auch der Titel ihres Konzertes. 

Michael Kurz ist in unmittelbarer Nähe der Abtei hier in Heimbach-Weis aufgewachsen. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass viele Heimbach-Weiserinnen und Heimbach-Weiser "ihren Star" hören und sehen wollten. 

"Ein Freund, ein guter Freund ..."

Und die drei Tenöre, die von Stefan Lexs Ehefrau Sigrid Althoff am Klavier begleitet werden, erlebten einen gradezu magischen Abend in der Abteikirche. Neben Arien aus bekannten Opern und Operetten, erklangen viele bekannte Melodien wie Granada, Sole Mio oder (nomen est omen) Ein Freund, ein guter Freund, das manche noch aus dem Film "Die Drei von der Tankstelle" kennen dürften. 

Beeindruckende Atmosphäre im Chor der Abteikirche Rommersdorf

Wieder war es auch die einmalige Atmosphäre, die - noch verstärkt durch eine wunderbare Lichtshow - Zuschauerinnen und Zuschauer, wie auch die Künstler in ihren Bann zieht. 

Gerhard Grün vom Vorstand der Sparkasse Neuwied bei der Übergabe des Schecks an den Ehrenvorsitzenden des Vereins Jürgen Grünwald

Wie bereits in den Vorjahren war das Konzert eine Benefizveranstaltung zu Gunsten der "Vor-Tour der Hoffnung für krebs- und hilfsbedürftige Kinder e. V.". Die Sparkasse Neuwied unterstützte die Veranstaltung und konnte vor Beginn des Konzertes einen Scheck über 7.500 Euro überreichen.




Aglaia Szyszkowitz - "Von der Rolle" Eine Lesung

Aglaia Szyszkowitz vor ihrem Auftritt, im Kräutergarten der Abtei

Es gehört schon viel Mut dazu, sich vor Publikum zu stellen und Details aus seinem Lebens zu erzählen, die viele lieber für sich behalten möchten. Etwas verloren wirkt sie im großen Rund des Chors in der Abteikirche. "Aber an einem so tollen Platz wie hier in der Abtei sei sie noch nie aufgetreten, das ist überwältigend!", sagt sie zu Beginn der Veranstaltung.

Für Aglaia Szyszkowitz gehört es zur Bewältigung ihrer Lebenskrisen und ihrer Angststörungen, aufzutreten. "Auf der Bühne fühle ich mich wohl und sicher", sagt sie. 

Sie liest aus ihrem Buch vor, das schonungslos ihre Lebenskrise beschreibt und lädt die Zuschauerinnen und Zuschauer ein, sich mit ihr zu unterhalten. 

Ein Abend der etwas anderen Art während der Festspiele, nachdenklich machend, einfühlsam aber auch ermutigend! 

v. l. n. r. Wayne Jackson, Ina Paule Klink und Christian Kohlund





Christian Kohlund

Lebensblues -  nennen Christian Kohlund und Ina Paule Klink ihr Programm. Man kennt sie als Schauspieler und Schauspielerin aus vielen deutschen TV-Produktionen. Oft stehen sie dabei auch gemeinsam vor der Kamera. 

Christian Kohlund, mit seiner unverwechselbaren, sonoren Stimme, zieht an diesem Abend in der Abtei Rommersdorf jede Zuhörerin und jeden Zuhörer von Anfang an in seinen Bann. Wenn er rezitiert, ist es so, als erzähle er seine eigene Lebensgeschichte. Aber immer geht es um tiefgründige Fragen, die er teils ernst, teils humorvoll, beleuchtet, etwa wenn er sich mit der Genesis, der Schöpfungsgeschichte, auseinandersetzt, hin und wieder untermalt von ruhigen Gitarrenklängen.   

Ina Paule Klink

Und seine Partnerin auf der Bühne? Ina Paule Klink, sie singt! Gefühlvoll aber auch mit Leidenschaft trägt sie ihre Songs vor. Zum Beispiel wenn sie "Streets of London" in Art eines Chansons vorträgt.

Gitarrist Wayne Jackson und Ina Paule Klink







Begleitet werden beide von dem Gitarristen Wayne Jackson, der auch schon mal selbst oder mit Klinke im Duett singt.


Dem Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Abtei Rommersdorf wurde ein emotionaler Abend versprochen, der auch Spaß machen soll - und es bekam was versprochen wurde!

Ein wunderbarer Abend mit hervorragenden Künstlern!


Dennis Wittberg 

und seine 

Schellack-Solisten 


Charmanter Conférencier und Sänger, Dennis Wittberg



... auch im Duett 

Nostalgie kam auf an dem Abend in der Abteikirche Rommersdorf. Dennis Wittberg und sein Orchester ließen die Zeit wieder auferstehen, als man Musik noch von Schellack-Schallplatten hören konnte. Musik aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erwartete man. Aber Dennis Wittberg und seine Musiker boten nicht nur Evergreens, sondern wagten auch den Sprung zu modernen Songs, wie MAJOR TOM (Völlig losgelöst ...) oder DA, DA, DA ..., die sie allerdings im Stile der Unterhaltungsmusik der neunzehnhundertdreißiger Jahre interpretierten. Dazu immer wieder Swing-Stücke, eines hervorragenden Orchesters. Ein besonderes Musikerlebnis in der Abtei.

Boris Weber als Herr Grün und Jimmy


Freie Bühne Neuwied - Herr Grün, Jimmy und das Geheimnis der Zaubertrolle 





Die Zaubertrolle in ihrer bunten Welt
Ella Weber 

Wenn das Theaterstück beginnt, sitzt Herr Grün am Tisch, umgeben von farblosen Wänden, die sein derzeitiges Leben prägen. Die Farben, symbolisch für die Lebensfreude, sind ihm verloren gegangen. Dann tritt unerwartet, und für Herrn Grün eher lästig, Jimmy in sein Leben! Jimmy hilft ihm nun dabei die Farben, die die unter Herrn Grüns Haus lebenden Zaubertrolle haben, zurückzuholen. Doch so einfach ist das nicht, wollen die Trolle doch ihre Farben alle für sich behalten. Aber wie in fast jeder Kindergeschichte gibt es ein Happyend und am Schluss sind alle glücklich und zufrieden, wenn die Trolle doch einen Teil ihrer Farben wieder Herrn Grün zurückgeben. Wie immer in den Kindertheaterstücken von Boris Weber, der hier zusammen mit seiner Tochter Ella auf der Bühne steht, sind Puppen die eigentlichen Protagonisten. Und die Stücke haben immer auch eine Botschaft! Den Mut nicht zu verlieren, auch wenn man in einer schwierigen Lebenskrise steckt, wie Herr Grün. Oder etwas abzugeben, von dem man genug hat, wie die Trolle von den Farben. Ein lehrreiches Stück, nicht nur für Kinder!

Robert und Angelika Atzorn

Robert und Angelika Atzorn - "Duschen und Zähneputzen - Was im Leben wirklich zählt" 


"... eine phantastische Kulisse", befanden die beiden als sie die Bühne in der Abtei betraten

Die beiden waren eingesprungen für Ulrike Kriener, die eigentlich an diesem Abend auf der Bühne in der Abtei Rommersdorf stehen sollte. Robert und Angelika Atzorn waren aber nicht nur ein Ersatz! Sie boten dem Publikum in der Abteikirche einen unterhaltsamen, kurzweiligen Abend. Sie erzählten aus ihrem Leben und lasen aus Roberts Biografie. Vieles aus den ersten Lebensjahren der beiden wird dem einen oder anderen ähnlich ergangen sein. Geboren kurz vor Kriegsende 1945 hat Robert Atzorn erlebt, was viele Vertriebene und Flüchtende aus den östlichen Gebieten erfahren mussten. Flucht der Familie, Gefangenschaft des Vaters und dessen späte Rückkehr. Dann die ersten Jahre als Schauspieler, die weniger von Erfolg als von Misserfolgen geprägt waren. Aber dann kam er doch der Erfolg! Theaterrollen, die Filme mit Ingmar Bergmann, Fernsehserien u. s. w.. Aber da ist noch mehr. Das Leben als Privatmann, als Vater, als Ehemann. Seine Frau sieht es heute mit Humor, scheint es. Auch sie erzählt und liest aus Roberts Buch vor, wie es für die Ehefrau eines bekannten Schauspielers ist, an dessen Seite zu leben. Entspanntes shoppen wenn sie mit ihrer Freundin ging, eine Tortour wenn sie mit ihrem Mann ging. 

gut gelaunt - und das übertrug sich auch aufs Publikum

Beide können sie heute darüber lachen, auch wenn sie manche Krise zu überwinden hatten. Man merkt ihnen ihre Vertrautheit an, ihre Art miteinander zu kommunizieren! Mit Humor aber auch Respekt!. 

Übrigens: Der Titel seines Buches "Duschen und Zähneputzen" ist einem Rat entliehen, den der berühmte deutsche Schauspieler Theo Lingen ihm einst gab. Es war die Antwort auf die Frage, was wichtig wäre um ein guter Schauspieler zu sein. 


(Fotos Wolfgang Hartmann)