Nach Mehr Als 200 Jahren Läuten Wieder Bronzeglocken Im Turm Der Einstigen Abteikirche

Umso erfreulicher ist es, dass nun im Jahr 2015 - mehr als 200 Jahre nach der Säkularisation - dem annähernd 700 Jahre liturgisch genutzten Raum durch den Glücksfall einer "Glockentranslozierung" nun wieder mehr Spiritualität zuteil wird, die es in naher Zukunft zu vertiefen gilt.

Das Geläut der Johanneskirche nach dem Ausbau aus dem Glockenturm



Der Entwidmung der Johannes-Kirche im Sonnenland in Neuwied war es zu verdanken, dass das Geläut der dortigen Kirche nicht mehr benötigt wurde. Auf Grund eines Umbaus des alten Kirchenbaus in eine moderne Kindertagesstätte, wurde auch der Turm, in dem die Glocken bis dahin schlugen, abgerissen. 







Zwei der drei Glocken nach der Überführung in die Abtei Rommersdorf


Eine der Glocken beim Hochziehen in ihren neuen Turm


Der frisch lackierte und installierte "Stahlstuhl" in der Rommersdorfer Glockenstube


Die "Glockenmänner": v.l. Bernd Zimmermann, Rafael Romero, Günter Romero, Dr. Reinhard Lahr und Jörg Roos


Gelebte Ökumene                                                                                

Bericht in der Rheinzeitung - 13.05.2015

Da er den schönen Klang der Glocken im Campanile der nunmehr profanierten evangelischen Johanneskirche am Sonnenland allmorgendlich hörte und täglich das weitere Fortschreiten des Turmabbruchs beobachtete, kam ihm beim Lesen eines entsprechenden Bildtextes Anfang März 2015 in der Rheinzeitung die spontane Idee: Die drei Glocken sind ein Geschenk des Himmels und „gelebte Ökumene“, würden sie in der ehemaligen Abteikirche zu Rommersdorf wieder läuten. Gedacht, getan! Als Geschäftsführer der Stiftung maß Dr. Reinhard Lahr sogleich die Glockenöffnungen in den Turmgeschossen aus, suchte im Büro die Pläne mit Schnitten des 1989 rekonstruierten Turmgeschosses heraus, um zu eruieren, wie hoch die Glockenstube ist, maß dann Glocken und Stahlgestell in Neuwied. Alles passte haargenau. 

Die Kollegen aus dem Vorstand waren schnell begeistert von der Idee. Einige Gespräche mit dem Geschäftsführer der Gemeindlichen Siedlungsgesellschaft Heinz-Peter Schmitz und dem Pfarrer der evangelischen Friedenskirchengemeinde Tilmann Raithelhuber führten dazu, dass schließlich der Abtei Rommersdorf-Stiftung Glocken und Gestell zugewendet wurden. Über Jörg Roos wurden die Brüder Rafael und Günter Romero involviert, Abbau, Transport und Neuinstallation der Glocken samt „Eisenstuhl“ zu bewerkstelligen. Auch dies geschah reibungslos. Spannend waren das Heraufziehen der Glocken am 3. Mai und die Installation derselben in das von den Romeros überarbeitete neu montierte alte Gestell hinter den Klangarkaden im Turm der einstigen, Maria und Johannes Ev. geweihten Abteikirche des früheren Prämonstratenserklosters. Bernd Zimmermann sorgte für die Elektrifizierung der drei Antriebsmotoren.

Somit läuten nach mehr als 200 Jahren seit Aufhebung der Abtei im Jahr 1803 und Verkauf der drei alten Glocken durch nassauische Beamte im Jahr 1809 heute wieder drei Bronzeglocken zu Gottesdiensten.

In einem kleinen Festakt – zu dem „Rommersdorffreunde“ herzlich willkommen sind – am Vorabend von Christi Himmelfahrt, also am 13. Mai um 18 Uhr, sprechen Pfarrer Heinz Christ und Pfarrer Tilmann Raithelhuber über die 1962 von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker im hessischen Sinn gegossenen Glocken den Segen und werden sie ihrer alten Bestimmung neu übergeben: zum Lob und zur Ehre Gottes zu erschallen und dessen Wort in die Ferne zu rufen, so wie die erhaben gegossenen Inschriften der drei Bronzeglocken von 452, 290 und 208 kg es verkünden:

„Im Anfang war das Wort – Joh. 1/1“

„Land Land höre des Herrn Wort – Jer. 22/29“

„Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit – 1. Petr. 1/25“

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